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November 2017

 

Animal‘s Care unterstützt Aufklärungs-Kampagne des Deutschen Tierschutzbüros mit 1.500 Euro

 


Katzenleid in allen Facetten

In allen Tierheimen beanspruchen Katzen einen großen Teil der räumlichen und personellen Kapazitäten und lassen die Tierarztkosten explodieren. Während bei Hunden sich zumindest die Kosten für die medizinische Grundversorgung und die Vermittlungserlöse in etwa die Waage halten, legt ein Tierheim bei jeder Katze rund 150 bis 200 Euro drauf. Wenn eine Katze nicht aus einem soliden Haushalt stammt und von einem fürsorglichen Halter aus persönlichen Gründen abgegeben wurde, kann man obendrein von multiplen gesundheitlichen „Baustellen“ ausgehen, die den Kostenrahmen dann vollends sprengen. Wie unterschiedlich die Problemstellungen sein können verdeutlichen ein paar unserer Tierschutzfälle.

Verwilderte Katzenpopulation
Krisensitzung mit dem Ordnungsamt der Kreisstadt. Eine verwildert Katzenpopulation wird an einem Wohnblock von Anwohnern gefüttert, eine Kastrationsaktion im Vorjahr sollte die weitere Ausdehnung der Population verhindern, aber nicht alle Tiere gingen in die Lebendfalle. Ein intaktes Muttertier bringt weiterhin jährlich 2-3 Würfe. Die Problematik besteht darin, dass die Katzen von den Anwohnern teils geliebt und teils gehasst werden, es werden immer wieder erschlagene Katzen aufgefunden und Katzenwelpen, die mit schwerem Schuhwerk zertreten sind. Die Stadt beschließt die Auflösung der Population. Die Fangaktion beginnt im März 2017 teils mit Unterstützung und teils mit Sabotage der Anwohner und ist bis zum heutigen Tag nicht abgeschlossen. Es sind immer noch 2 oder 3 Katzen vor Ort, die weder in die Falle noch in einen Kellerraum zu locken sind und auch nicht mit dem Kescher gefangen werden können, weil sie zu großen Abstand halten. Die Tiere sind größtenteils in gutem Gesundheitszustand und überwiegend bereits kastriert – das Hauptproblem ist hier die mangelnde Gewöhnung an Menschen, die nur schwer aufzuholen ist. Die Vermittlungschancen sinken dadurch natürlich extrem. Da in diesem Fall die Katzen sehr gut auf Artgenossen sozialisiert sind, ist es uns aber gelungen einige als Zweittier zu einer vorhandenen zahmen Katze zu vermitteln. Dadurch entsteht für die Katzen oft eine Win-Win-Situation. Die „neue“ Katze stellt anfangs keine Konkurrenz um die Gunst des Menschen dar und wird deshalb von der vorhandenen Katze oftmals besser angenommen. Im Laufe der Zeit guckt sich die neue von der alten ab, dass die Menschen als harmlos eingestuft werden können und nimmt ihrerseits langsam aber sicher Kontakt auf. Andere konnten als Mäusefänger an Bauernhöfe in der Gegend abgegeben werden. Da die Katzen jung, gesund und an Wind und Wetter und teilweise Selbstversorgung gewöhnt sind, werden sie dort einen guten Job machen. Ein warmes Plätzchen im Stall oder auf dem Heuboden, Zufütterung und medizinische Versorgung müssen aber gewährleistet sein. Für diese Katzen gibt es also unterschiedliche Zukunftsoptionen obwohl sie scheu sind.

„Vergessene“ Katzen
Das Veterinäramt ruft zu einem Einsatz; in einem Haus sollen zwischen Kot- und Müllbergen Katzen leben, die es zu sichern gilt. Eine Fernsehfrau hatte sich in der Nacht Zutritt verschafft und Meldung ans Veterinäramt gemacht. Im Haus konnten später 10 lebende Katzen geborgen werden, zwischen den Müllbergen lagen Skelette von weiteren Tieren. Das Haus war nicht mehr von Menschen bewohnt, der Halter hat den Katzen Dosenfutter auf den Boden gekippt und die leeren Dosen dann in eine Ecke geworfen. Ihre Geschäfte mussten die Katzen im Müll verrichten. Da männliche wie weibliche Tiere unkastriert waren gab es immer wieder Welpen, wir waren erstaunt insgesamt nur 10 Tiere vorzufinden. Zwei weibliche hatten aktive Gesäuge, zwei weitere waren tragend, demnach hätten es deutlich mehr Tiere sein müssen. Durch die Enge, den schlechten Gesundheitszustand sämtlicher Tiere und die knappen Ressourcen wie angenehme Plätze, Futter und zu deckende Weibchen war die Population extrem gestresst, die Kater haben sich immer wieder heftig ineinander verbissen. Mehrere unschöne Gründe kommen in Frage für die doch eher kleine Bestandsgröße: 1. massives Welpensterben durch Inzucht und Krankheiten2. die Kater töten den Nachwuchs aus KonkurrenzgründenVon den zwei Katzen, die später bei uns geworfen haben, hatte nur eine ein lebensfähiges Jungtier, die zweite brachte ein totes zur Welt und ein unterentwickeltes, das kurz darauf verstarb. Solche Katzenbestände brauchen im Rahmen der Tierschutzarbeit dann das volle Programm: monatelange medizinische Sanierung, langwierige Gewöhnung an den Menschen und sehr schlechte Vermittlungschancen durch schlechtes Sozialverhalten untereinander, jedenfalls bei den Katern. Ergebnis: lange Verweildauer im Tierschutz, langfristige Verringerung der Aufnahmeplätze für andere Katzen.

Vernachlässigte Katzenfamilie
Gesundheitsamt und Polizei schalten bei einer Wohnungskrontrolle das Veterinäramt ein und die uns. Eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus fällt durch strengen Geruch auf. Der Grund dafür: Katzen. Die Halterin ist weitestgehend dement, ein weiteres Familienmitglied hat es aber geschafft einen Teil der Katzen in Kartons verpackt in der Garage unterzustellen, da das Gesundheitsamt seinen Besuch angekündigt hatte. Wir finden acht uralte Katzen (15-20 Jahre) in mehr oder weniger desolatem Zustand vor, die komplette Wohnung ist mit Zeitungspapier ausgelegt, sinniger Weise auch die Katzenklos, so dass es für die Tiere keinen Unterschied macht, wo sie sich entleeren…Hier ist den Haltern der Gesundheitszustand der Tiere entglitten, zusätzlich ist ein Teil der Tiere menschenscheu, was für einen doch eher kleinen Bestand, der unmittelbar mit Menschen zusammen gelebt hat, recht ungewöhnlich ist. Alle Tiere sind kastriert (bis auf einen Kryptorchiden, der der Kastration entgangen ist, da seine Hoden in der Bauchhöhle lagen) und die Halter hängen enorm an den Tieren und wollen sie keinesfalls gehen lassen, die Verwahrlosung der Katzen ist dem körperlichen Verfall der Halter geschuldet. Unser Fokus liegt vorerst auf der gesundheitlichen Rehabilitation, später auf der Menschengewöhnung. Untereinander und mit fremden Katzen sind sieben von acht freundlich, eine weibliche Katze ist eher einzelgängerisch, bzw. beansprucht viel Raum für sich.Nicht bei allen gelingt hier die Wiederherstellung der körperlichen Gesundheit, ein Kater hat z.B. eine Wucherung im Ohr, die die operable Größe lang überschritten hat und eine Katze hat einen chronischen Schnupfen, der nur noch gelindert, nicht mehr geheilt werden kann. Im Ergebnis also auch wieder Langzeitinsassen, denn alte Katzen sind ohnehin schwer zu vermitteln, alte Katzen die wahlweise scheu oder krank sind entsprechend schlechter…

Fundkatzen
Dazu kommen dann natürlich immer noch die Fundkatzen. Im Katzenbereich hatten wir in den vergangenen Jahren gehäuft mit der Immundefizit-Erkrankung FIV (vergleichbar dem menschlichen HIV) zu tun. Jede vierte Fundkatze wurde positiv getestet. Katzen-Aids (FIV) wird überwiegend unter unkastrierten Katzen weitergegeben. Ein infizierter Revierkater schleppt es von einer Katze, die er deckt zur nächsten, eine infizierte weibliche Katze steckt den nächsten Kater an, der dann weitere Katzen beim Deckakt infiziert oder andere Kater bei Revierkämpfen ansteckt. Einige Landkreise haben inzwischen Kastrationsverordnungen für Katzen mit Freigang erlassen, aber erst wenn alle Landkreise an einem Strang ziehen, können Kastrationsprojekte langsam Früchte tragen. Und natürlich ist jeder einzelne Halter auch gefordert rechtzeitig an die Kastration seines Katzenkindes zu denken. Vielen Katzenneubesitzern ist gar nicht bewusst, wie vermehrungsfreudig ihre kleine Samtpfote ist. Mit einem halben Jahr kann das kleine Kätzchen zum ersten Mal rollig werden – da ist sie selber erst halbwüchsig und noch ganz und gar verspieltes Katzenkind. Und eine Katze die während der Rolligkeit Freigang hat wird trächtig! Da hat die Natur gut vorgesorgt, die Katze produziert den Eisprung spontan während des Deckaktes und ein zeugungsfähiger Kater findet sich immer. Durch diese Besonderheit im Zyklus hat die Natur der Katze stabile Populationen gesichert. Allerdings rollt die Falbkatze, die Wildform unserer Katzen, nur einmal im Jahr und auch noch nicht als halbjähriges Dingelchen. Unsere kleinen Tiger werden bis zu dreimal im Jahr rollig (und tragend) und werden dadurch selbst geschwächt und anfällig für Krankheiten - ein Teufelskreis. In einem Landkreis, in dem sich FIV ausbreitet doppelt brisant. Für die Tierheime bedeuten die FIV-Träger-Katzen auch eine doppelte Belastung. Die Infektion - die für Menschen nicht ansteckend ist - beschert vielen Interessenten ein Gruseln, denn man weiß nie, bei wem das Virus ausbricht und bei wem nicht. Viele FIV-Träger bleiben bis an ihr Lebensende völlig symptomfrei, bricht die Krankheit aber aus, hat man mit regelmäßigen Tierarztkosten und erhöhtem Pflegeaufwand zu rechnen. Im Tierheim müssen die „Aidsies“ wegen der Ansteckungsgefahr von anderen Katzen getrennt gehalten werden.

Unseren Sorgenkindern kommt die finanzielle Unterstützung von Aurelis zu Gute – ein herzliches Dankeschön sagt das gesamte Team vom Geißblatthof in Warpe!

Geißblatthof e.V.
Windhorst 32
27333 Warpe
05022/260

 

 

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