Erste Hilfe für Fledermäuse in Not
Die Stiftung Fledermausschutz setzt sich seit über 35 Jahren für den nachhaltigen Schutz und die Förderung einheimischer Fledermausarten sowie ihrer Lebensräume ein. Durch umfassende Aufklärungsarbeit und die Rettung in Not geratener Fledermäuse trägt die Stiftung massgeblich dazu bei, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für den dringenden Schutz dieser bedrohten Tiere zu schärfen.
Lautlose Schatten gleiten durch die Dunkelheit der Nacht – wir sehen sie kaum, hören sie nicht. Fledermäuse faszinieren! Doch leider sind diese wundersamen Wesen stark bedroht. In der Schweiz leben 30 verschiedene Fledermausarten, von denen die Hälfte auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten steht. Viele weitere sind potenziell gefährdet. Die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, sind vielfältig: der Verlust von Unterschlüpfen durch unsachgemässe Haussanierungen, Baumfällungen oder die Verwendung giftiger Holzschutzmittel; die Bedrohung in den Jagdlebensräumen durch Katzen, Lichtverschmutzung oder das Fehlen von Nahrung aufgrund des Rückgangs der Insektenbestände und des Pestizideinsatzes.
Aufgrund dieser Gefahren geraten Fledermäuse immer wieder in Not und werden von aufmerksamen Bürger*innen aufgefunden. Im vergangenen Jahr fanden 534 Fledermäuse den Weg in die Notpflegestation der Stiftung Fledermausschutz – die grösste Fledermausstation der Schweiz. Dort angekommen, werden die Findlinge von einer Tierärztin sorgfältig untersucht, erhalten gegebenenfalls medizinische Behandlung oder notwendige Eingriffe sowie weiterführende Diagnostik. Anschliessend erfolgt eine art- und saisongerechte Unterbringung und das engagierte Pflegeteam übernimmt die weitere Betreuung. Zu diesem Zweck stehen verschiedene Flugräume, eine Intensivstation sowie eine spezielle Klimakammer zur Verfügung, die den Tieren eine optimale Überwinterung ermöglicht. Das Hauptziel der Fledermauspflege ist stets die Rückentlassung der Tiere in die Natur. Dank der umfassenden Pflege können jedes Jahr zwischen 60 und 70 Prozent aller aufgenommenen Fledermäuse gesund in die Natur entlassen werden.
Besonders im späten Frühling und Sommer steigt die Wahrscheinlichkeit, einer geschwächten oder verletzten Fledermaus zu begegnen. In dieser Zeit ist die Aktivität der Fledermäuse am grössten und die Weibchen versammeln sich in ihren Wochenstuben – den Kolonien, in denen sie ihre Jungtiere zur Welt bringen und liebevoll aufziehen. Wird eine geschwächte, verletzte oder verirrte Fledermaus entdeckt, hat die Sicherheit des Tieres oberste Priorität. Zunächst sollte eine gut verschliessbare Kartonschachtel vorbereitet werden, deren Deckel mit kleinen Löchern versehen wird. Die Schachtel kann mit zerknülltem Haushaltspapier ausgekleidet werden, um dem Tier Halt zu geben. Da Fledermäuse Wildtiere sind, die in stressigen Situationen mit Abwehrverhalten reagieren können, ist es wichtig, sie nie mit blossen Händen zu berühren. Stattdessen ist ein Handschuh oder ein Tuch zu verwenden, um das Tier vorsichtig in die Schachtel zu legen. Anschliessend soll umgehend die nächstgelegene Fachstelle für Fledermausrettung kontaktiert werden. In der Schweiz steht dafür das Fledermausschutz-Nottelefon für die Beratung und Einleitung der nächsten Schritte zur Verfügung. Für verletzte oder geschwächte Tiere gibt es landesweit mehr als 70 bewilligte Pflegestellen, die mit fachkundigem Personal ausgestattet sind und sich ehrenamtlich um die Fledermäuse kümmern.
Falls Sie in Ihrem Zuhause Fledermäuse fördern möchten, gibt es vielfältige Möglichkeiten: Hängen sie spezielle Fledermauskästen am Haus auf, verzichten sie auf Insektizide im Garten, auf künstliche Nachtbeleuchtung und pflanzen sie einheimische Blumen, Sträucher und Bäume. Werden Sie selbst im Fledermausschutz in ihrer Region aktiv oder besuchen sie Kurse über die heimlichen Königinnen der Nacht. Denn nur wer Fledermäuse kennt, kann diese schützen und andere dafür begeistern!
Aktuelle Informationen zur Stiftung Fledermausschutz und der Fledermaus-Notpflegestation finden Sie auf der Internetseite www.fledermausschutz.ch.